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RECI Positionspapier

Gegen die Streichung der Grundbildung aus der Internationalen Zusammenarbeit 2025-2028

Protest gegen die Streichung der Grundbildung aus der IZA 2025-2028


18. Februar 2025

Der Bundesrat will die Grundbildung aus der Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025–2028 streichen. Damit gefährdet er die Bildungschancen von Millionen von Kindern – mit langfristigen Folgen für Berufs- und Einkommensperspektiven, gesellschaftliche Teilhabe und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung.

RECI, das Schweizer Netzwerk für Bildung und internationale Zusammenarbeit mit 40 Mitgliedern – darunter Vivamos Mejor –, legt in einem Positionspapier dar, warum die geplante Streichung verheerende Folgen hätte und die Grundlagen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit untergräbt.




Positionspapier: Protest gegen die Streichung der Grundbildung aus der IZA-Strategie 2025-2028

Das RECI ist das Schweizer Netzwerk für Bildung und internationale Zusammenarbeit. Mit seinen 40 Mitgliedern – Schweizer gemeinnützige Organisationen, akademische Institutionen, Stiftungen und Fachpersonen – setzt sich das RECI für das Recht auf qualitativ hochwertige Bildung und lebenslanges Lernen für alle Menschen weltweit ein.

Wir danken dem Parlament für das klare Bekenntnis für eine umfassende Bildungsfinanzierung in der Debatte Ende 2024. Es war ein ermutigendes Signal, dass die Schweiz weiterhin auf eine wirkungsvolle und nachhaltige Internationale Zusammenarbeit setzt – als echte Investition in menschliche Entwicklung und globale Stabilität und nicht als rein symbolische Geste.

Umso mehr sorgen die jüngsten Entscheidungen des Bundesrats, so wie sie in der Pressemitteilung vom 29. Januar 2025 dargelegt wurden, für Unverständnis und tiefe Besorgnis. Mit dem Beschluss, die Grundbildung aus der IZA-Strategie zu streichen, untergräbt die Schweiz die Grundlagen ihrer eigenen Entwicklungszusammenarbeit. 

Der Entscheid widerspricht nicht nur anerkannten Prinzipien für wirksame Internationale Zusammenarbeit, sondern und auch den Kriterien, die die DEZA in den letzten Jahrzehnten mit ihnen Partnern sorgfältig etabliert hat.

Wir fordern den Bundesrat und das EDA auf, die Vorgaben des Parlaments einzuhalten und eine kohärente Strategie vorzulegen, die Bildung im Sinne von SDG 4 als Ganzes fördert und den eigenen Prinzipien für eine wirksame Internationale Zusammenarbeit folgt.

 

Begründung für unsere Forderung

Das Communiqué «Entwicklungszusammenarbeit: EDA und WBF setzen Parlamentsbeschlüsse um» nennt die Kriterien für die Umsetzung der Budgetkürzungen wie folgt:

  1. Effizienz steigern
  2. Prioritäten setzen mit Fokus auf Mehrwert und Wirkung
  3. Präferenz für Sektoren mit langjähriger Erfahrung.

Die Streichung der Grundbildung steht jedoch in eklatantem Widerspruch zu all diesen Kriterien. 

Grundbildung ist die Basis und Voraussetzung für Berufsbildung und Bildung in Notsituationen

Das erwähnte Communiqué bezeichnet Grundbildung als «Unterthema» der Bildung – eine Sichtweise, die die Realität verkennt. Kurz gesagt kann ohne solide Grundbildung, also grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen sowie Sozialkompetenz, keine erfolgreiche Berufsbildung stattfinden (für eine ausführliche Erläuterung der Zusammenhänge verweisen wir gerne auf das RECI-Positionspapier von 2023).

Ebenso sind Staaten ohne ein funktionierendes Grundbildungssystem nicht in der Lage, Bildung in Krisensituationen zu gewährleisten. Gerade in Krisensituationen liegt der erste Fokus schliesslich auf der Grundbildung und Bildung in Krisensituationen muss immer auf den Bildungssystemen vor Ort aufbauen. Die Streichung der Grundbildung entspricht somit einer radikalen, ja, absurden Amputation, bei der ein Arm und ein Bein gerettet werden sollen, indem lebenswichtige Organe geopfert werden. 

Wirkung, Mehrwert und langjährige Erfahrung der Schweiz

Das Communiqué argumentiert, dass die Schweiz aufgrund unseres erfolgreichen dualen Bildungssystems einen besonderen Mehrwert in der Berufsbildung einbringt. Doch der Erfolg der Schweizer Berufsbildung ist nur mit einer auf die Berufsbildung abgestimmten Grundbildung möglich. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit ist eine gute Grundbildung Voraussetzung für wirksame Arbeit in den Bereichen Berufsbildung und Bildung in Notsituationen.

Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit hat, wie die DEZA in ihrem Rechenschaftsbericht 2024 unterstreicht, dank ihrem langjährigen Engagement in der Grundbildung in den vergangenen vier Jahren erreicht, dass 1,6 Millionen Kinder eine solide Basis erhielten, mit der sie ihren weiteren Bildungsweg antreten konnten: eine Grundbildung eben. Das zeigt eindrücklich, dass die Arbeit der Schweiz im Bereich Grundbildung erfolgreich ist. Sie ist auch der notwendige Schlüssel, damit die Schweizer Investitionen in Berufsbildung und Bildung in Notsituationen ihre Wirkung entfalten können. 

«Bildung in Not» – der globalen Bildungskrise entgegentreten 

Mit den weit verbreiteten Konflikten und im Nachgang zur globalen Pandemie müssen wir aktuell von einer globalen Bildungskrise sprechen, nicht nur von «Bildung in Notsituationen». Gemäss einem UNESCO Bericht vom Oktober 2024 können heute 251 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter keine Schule besuchen. Ungleich stärker betroffen sind marginalisierte Gruppen: Mädchen, Kinder mit Behinderungen, Kinder aus abgelegenen Gebieten oder sprachlichen und ethnischen Minderheiten. Es ist für die Schweiz nicht angebracht, bequem darauf hinzuweisen, dass andere Akteure die Grundbildung sicherstellen könnten.

Das RECI und seine 40 Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, dieser Bildungskrise mit vereinten Kräften zu begegnen. Jedoch geraten auch unsere Organisationen durch die Kürzungen im Bereich Grundbildung unter grossen finanziellen Druck. Das Risiko, dass in der Folge viel Fachexpertise brachliegt und institutionelle und personelle Netzwerke in der Schweiz und weltweit unwiederbringlich zerstört werden, ist gross.

Einsatz für eine wirkungsvolle und kohärente Strategie

Wir bitten das Parlament, den Bundesrat, das EDA, die DEZA und die Zivilgesellschaft, sich im Interesse der Schweiz, der Schweizer Bevölkerung und der Menschen in unseren Partnerländern für eine kohärente und wirkungsvolle Entwicklungsstrategie einzusetzen, die die langjährige Erfahrung der Schweiz im Bildungsbereich als Ganzes als Mehrwert nutzt.

Die Grundbildung als Basis für jegliche soziale, wirtschaftliche, demokratische und friedliche Entwicklung muss ein zentraler Bestandteil der Schweizer IZA bleiben. Wir bitten alle Akteure darum, sich zusammen mit uns dafür einzusetzen, dass dies umgesetzt wird!

RECI, Schweizer Netzwerk für Bildung und Internationale Zusammenarbeit




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