Estefani erklärt etwas bei einer Präsentation

Inside Vivamos Mejor: Estefani González

Die Agronomin aus Guatemala arbeitet am agroklimatischen Monitoring mit

Inside Vivamos Mejor: Estefani González

Estefani González setzt sich für die Ernährungssicherheit im Atitlán-Hochland ein. Die Agronomin mit Master in nachhaltiger Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft arbeitet seit fünf Jahren für Vivamos Mejor Guatemala und hat kürzlich eine Studie zum agroklimatischen Monitoring mitveröffentlicht.

Vivamos Mejor: Estefani, was motiviert dich, zum agroklimatischen Monitoring zu arbeiten?

Estefani González: Der Klimawandel gefährdet die Ernährungssicherheit der Familien in unserer Region stark. Wir müssen seine Auswirkungen auf die wichtigsten Anbauprodukte verstehen, damit die Kleinbauern und -bäuerinnen ihre Praktiken anpassen und auch künftig genug ernten können. Das Monitoring liefert uns die notwendigen Daten, bessere Entscheide für eine zukunftsfähige kleinbäuerliche Landwirtschaft zu treffen. Ausserdem macht es den Klimawandel für die Gemeinschaften greifbar.

Welchen Nutzen bringt das agroklimatische Monitoring den Bauernfamilien?

Wir vermitteln den Familien schon länger agrarökologische Praktiken, die auch die Klimaresilienz stärken. Mit dem Monitoring verstehen wir nun, wie sich das Klima konkret auf die wichtigsten Anbauprodukte auswirkt und können die Anpassungsstrategien darauf ausrichten. Wenn die Bauern für ihre Parzelle in einem bestimmten Mikroklima und an einer bestimmten Lage – etwa am Hang oder auf einer Ebene – wissen, welche fünf Strategien die wichtigsten sind, hilft ihnen das enorm. 

Ideal wäre auch ein Frühwarnsystem. Wenn wir ein bis zwei Monate im Voraus sehen, dass die Regenzeit voraussichtlich später startet, können die Bauern zum Beispiel den Mais später aussäen und den Boden möglichst feucht halten, etwa mit Kompost und Ackerfurchen. Wenn wir hingegen mit Hurrikans rechnen, müssen sie dafür sorgen, dass das Wasser möglichst gut abfliessen kann.

Zitat Estefani: «Wir müssen verstehen, was auf uns zukommt. Nur so können wir die bestmöglichen Entscheide treffen.»

Das Monitoring ist partizipativ und ihr plant, mindestens zehn Jahre lang zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern Daten zu sammeln. Wie schafft ihr das?

Die Herausforderung ist, das Monitoring so wissenschaftlich wie möglich und gleichzeitig so einfach wie möglich zu gestalten. Es muss für alle Involvierten so zugänglich sein, dass es tatsächlich über viele Jahre umgesetzt wird. Die Methodik zur Datenerhebung haben wir bereits angepasst; auf dem Papier plant man möglichst gut, aber in der Umsetzung wird klar, wo es noch hapert. Wir hoffen, dass andere Organisationen von unseren Learnings profitieren.

Wer ist denn sonst noch interessiert am Monitoring?

Unser Ansatz ist neu. Es gibt wissenschaftliche Literatur zum Thema, aber keine Erfahrungen aus Zentralamerika. Die Geografie hier, mit vielen Tälern und verschiedenen Mikroklimas, bringt Herausforderungen. Unser Ziel ist, mit einem möglichst grossen Netzwerk eine aussagekräftige Datengrundlage für die landwirtschaftliche Beratung der Zukunft zu schaffen. Partnerorganisationen von Vivamos Mejor in Honduras machen ja schon mit. Hier in Guatemala haben wir uns mit dem nationalen Meteorologie-Institut und dem Landwirtschaftsministerium ausgetauscht. Sie sind sehr interessiert daran, weitere Monitoring-Parzellen einzurichten.

Was hoffst du, werden wir mit dem agroklimatischen Monitoring erreichen?

Die Resultate sollen den Familien ermöglichen, sich besser auf den Klimawandel vorzubereiten. Es ist für mich ein bisschen wie mit dem Mais: Den pflanzen die Bäuerinnen und Bauern jeweils für die Ernte im nächsten Jahr an. Auch unsere Arbeit ist auf die Zukunft ausgerichtet: Wir wollen dazu beitragen, die Ernährung und das Einkommen der Familien auch unter den veränderten klimatischen Bedingungen zu sichern.


Dieses Interview ist in den Sommer News 2024 erschienen ↓