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Jahresbericht 2023

Veränderung als Konstante

Jahresbericht 2023



Veränderung ist das einzig Konstante im Leben. Diese alte Weisheit beschreibt vieles, was uns 2023 beschäftigte. Unser Netzwerk an Partnerorganisationen ist weiter gewachsen. Nach erfolgreichem Abschluss eines Pilotprojekts in Honduras freuen wir uns darauf, ab 2024 ein grösseres, dreijähriges Projekt anzupacken.  Auch werden wir die Stärkung des Klimamonitorings im Rahmen unseres «Regionalprogramm Zentralamerika» fortsetzen. In Kolumbien wiederum bereiteten wir 2023 ein Pilotprojekt im thematischen Programm «Wasser und Nahrung» mit Start 2024 vor.


2023 durften wir dank mehr Spenden in den Projekten erneut mehr umsetzen als geplant: So konnten mehr junge Menschen in Kolumbien unser Berufsbildungsprogramm absolvieren und zusätzliche indigene Familien in Guatemala einen brennholzsparenden Kochofen bauen. Dank diesem werden sie künftig deutlich weniger Brennholz verbrauchen und sind vor feinstaubbedingten Atemwegserkrankungen geschützt. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, welche dies möglich gemacht haben, sehr herzlich für das Vertrauen und sind tief bewegt!

Sabine Maier

Sabine Maier,
Geschäftsführerin

Franzsika Kristensen-Rohner

Franziska Kristensen-Rohner,
Präsidentin des Stiftungsrates



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Jahresberich 2023 papier


Highlights und Herausforderungen

Highlights und Herausforderungen

Nebst der «regulären Programmarbeit» beschäftigten uns 2023 weitere Projekte und Ereignisse. Hier eine Auswahl:


Erfolgreicher Projektabschluss in Guatemala

In Guatemala schlossen wir per Ende 2023 das Projekt «Natur schützen, Bauernfamilien stützen» mit vielversprechenden Resultaten ab und starten ab 2024 ein weiteres Vierjahresprojekt mit unserer Partnerorganisation Asociación Vivamos Mejor Guatemala (AVMG), denn der Druck auf die Waldgebiete ist nach wie vor hoch. Neu vereinen wir dabei unsere Kräfte mit dem deutschen Global Nature Fund, um gemeinsam mehr Wirkung zu erzielen und die Berichterstattung für unseren lokalen Partner zu vereinfachen. Zum Projekt-Porträt.


Ilu Resilienzschirm

Bekanntmachung der Ergebnisse unserer Wirkungsstudie

2022 schlossen die beauftragten Universitäten die randomisierte Wirkungsstudie zu unserem ganzheitlichen Berufsbildungsansatz in Kolumbien mit positiven Ergebnissen ab. Die Studie bestätigt, dass sich psychosoziale Unterstützung positiv auf die mentale Gesundheit und das Einkommen der Jugendlichen auswirkt, und dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis besser ist. 2023 stand im Zeichen der Bekanntmachung der erfreulichen Resultate: Dazu publizierten wir zwei Broschüren für das Schweizer Publikum sowie eine spanische Version. Zusammen mit unserer Partnerorganisation Fundación Apoyar (Apoyar) organisierten wir zudem einen Event an der renommierten Universität de los Andes in Bogotá, an dem hochrangige Behördenvertretende des Berufsbildungssektors teilnahmen. Mehr dazu.

Neues Programm 2025–2028 verabschiedet

2023 diskutierten der Stiftungsrat und die Geschäftsstelle von Vivamos Mejor intensiv die erreichten Programmresultate der Jahre 2019–2022 und legten die thematischen Schwerpunkte der Programmarbeit ab 2025 fest. Aufgrund der positiven Resultate unserer Wirkungsstudien sowie der Relevanz unserer Programminhalte für die künftigen Herausforderungen in unseren Einsatzgebieten, werden wir mit den bisherigen thematischen Programmen weiterfahren und dabei das Programm «Brücken in die Schule» im international abgestützten «Nurturing Care»-Konzept verankern. Parallel zu diesem Prozess entwickelten wir gemeinsam mit unseren fünf Schweizer Partnern der Allianz Sufosec das gemeinsame Programm 2025–2028 und unterbreiteten es fristgerecht der DEZA.

Pilotprojekte in Honduras

Neben unseren laufenden Projekten mit erprobten Partnerorganisationen lancierten wir 2023 zwei Pilotprojekte für das Programm «Wasser und Nahrung» mit neuen NGOs in Honduras. Das erste führte die NGO CODDEFFAGOLF im Süden Honduras im Mangrovengebiet seit Mitte 2022 durch und zeigt sehr zufriedenstellende Resultate. Wir freuen uns deshalb, mit dieser Organisation ab 2024 ein grösseres Dreijahresprojekt anzupacken. Das zweite Pilotprojekt dauert noch bis Ende 2024, ist aber ebenfalls auf gutem Weg.

 

Broschüre zu unserem psychosozialen Ansatz publiziert

2023 trugen wir die langjährige Erfahrung unserer Bildungspartner in der psychosozialen Unterstützung (PSS) von armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen zusammen und gossen sie in ein PSSKonzept. Dieses Wissensprodukt bietet anderen Bildungsakteuren konkrete Praxisbeispiele und Handlungsansätze, wie sie psychosoziale Stärkung in ihre Bildungsarbeit integrieren können. Die Broschüre ist auf unserer Website öffentlich zugänglich, wir freuen uns auf jede Rückmeldung!


Institutionelle Stärkung von Partnerorganisationen

Nur starke lokale NGOs können zivilgesellschaftliche Aufgaben in ihren Ländern wahrnehmen. Deshalb stärken wir unsere Partnerorganisationen auch institutionell nach deren individuellen Bedürfnissen. 2023 unterstützten wir die Fundación Apoyar zeitlich limitiert mit einer Fachperson für die Mittelbeschaffung dabei, anderen nationalen und internationalen Geldgebern Projekte einzureichen – mit Erfolg! 2022 wurde unsere renommierte Partnerorganisation Asociación Centroamericana Centro Humboldt (ACCH) in Nicaragua von der Regierung zwangsgeschlossen und stand vor der Herkulesaufgabe, sich in Guatemala neu aufzubauen. Wir unterstützten sie dabei und halfen mit, das regionale Klimamonitoring weiter auszubauen. AVMG unterstützen wir bei einer Publikation zu ihrem innovativen Agro-Klimamonitoring.

Das kommt 2024: Neue Strategie

Nach der Erarbeitung der Programmstrategie im Jahr 2023 folgt 2024 die Erarbeitung der gesamten Organisationsstrategie sowie der Strategie für die Mittelbeschaffung. Wir freuen uns darauf, im nächsten Jahr eine Auswertung der Strategie 2019–2024 sowie die Eckpfeiler 2025–2028 näher vorzustellen.


Dringende Aufklärung zum Schutz von Waldgebieten in Zentralamerika

Unsere Partnerorganisation ACCH veröffentlichte 2023 eine grosse Studie, die untersuchte, wie sich die Nutzung der Landflächen und Ressourcen in Zentralamerika verändert hat. Anschliessend stellte sie die Ergebnisse politischen Entscheidungsträger*innen und der Öffentlichkeit vor. Die Studie zeigt auf, wie nötig unser Engagement für den Schutz und die Wiederaufforstung von Waldgebieten in Zentralamerika ist, um die Wassersicherheit und Biodiversität zu erhalten. So gingen in Zentralamerika allein zwischen 2015 und 2022 rund 3,7 Millionen Hektar Wald verloren, was 9 % der gesamten Fläche der Region entspricht. Ein Grossteil davon, weil Wald für Felder gerodet wurde. Das Problem liegt nicht in der fehlenden Gesetzgebung, sondern in deren Umsetzung! Deshalb werden wir auch in den kommenden Jahren Behördenvertreter*innen schulen und dabei unterstützen, Landnutzungspläne auch wirklich umzusetzen.


Programme und Zahlen

Unsere Programme & Zahlen 2023

Tauchen Sie in unsere Übersichtskarte ein, welche alle unsere Einsatzgebiete und ausgewählte Programmresultate aufzeigt


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Die wichtigsten Finanzzahlen finden Sie im Jahresbericht auf den Seiten 18 bis 21, den ausführlichen Revisionsbericht unter Publikationen.



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Lokale Selbstbefähigung als Kompass

Über die Chancen für eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, wenn lokale Akteure die Richtung angeben

Ira, worum geht es bei «Locally Led Development»?

Ira Amin: Es geht darum, lokale Akteure ins Zentrum der internationalen Zusammenarbeit (IZA) zu stellen. Projekte sollen in ihrer Hand liegen, denn lokale Gemeinschaften wissen am besten über ihre Bedürfnisse Bescheid, während kompetente, lokal verankerte Partnerorganisationen das technische Know-how und ein tiefes Verständnis des Kontextes haben. Unsere Rolle ist jene der Brückenbauerin, Vermittlerin oder «kritischen Freundin». Wir kennen die thematischen Prioritäten der Geldgebenden, verfolgen die Diskussionen auf der internationalen Bühne und geben sie den Partnern weiter oder wir ermöglichen ihnen, sich einzubringen.

Wie setzt Vivamos Mejor das Prinzip der Lokalisierung um?

Wir arbeiten ausschliesslich mit lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen und pflegen mit ihnen einen Austausch auf Augenhöhe. Wir stärken ihre Vernetzung untereinander, unterstützen Süd-Süd-Wissensaustausche, wie aktuell im Regionalseminar Zentralamerika. Wo machbar, setzen wir auf flexible Finanzierungen, damit sich die Partner nach ihren aktuellen Notwendigkeiten weiter entwickeln können. Die Partner definieren selber, was sie dabei brauchen. In der «Allianz Sufosec» arbeiten wir weiter an innovativen Partnermodalitäten.

Wie können Geldgebende zu mehr Selbstermächtigung lokaler Akteure beitragen?

Geldgebende spielen eine entscheidende Rolle in der IZA. Es ist wichtig, sie für die Realitäten lokaler Akteure zu sensibilisieren, denn der Handlungsspielraum vieler IZA-Akteure hängt von den Spielregeln grosser Geldgebenden ab. Wir setzen uns deshalb für flexiblere Finanzierungsformen ein wie Programmfinanzierungen oder ungebundene Beiträge. Diese ermöglichen es den lokalen Organisationen, gutes Fachpersonal und ihr Know-how bei Schwankungen im Projektvolumen zu halten, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und sich weiter zu entwickeln. Eine eng ausgelegte Projektfinanzierung erlaubt dies oftmals nicht. Nachhaltige Internationale Zusammenarbeit bedeutet, über die direkte Projektfinanzierung hinauszugehen und starke lokale Organisationen zu fördern. Nur so können sie ihre Rolle als Demokratiewächter wahrnehmen. Die aktuellen Krisen zeigen uns, wie wichtig eine intakte Zivilgesellschaft für das lokale Bevölkerungswohl ist.

Die «Alliance Sufosec» hat zu «Locally Led Development» eine Hintergrundstudie sowie eine Umfrage bei über 150 Partnerorganisationen in Auftrag gegeben. Was kam dabei heraus?

Unser Ziel war, die bisherige Diskussion um «Locally Led Development», gute Erfahrungen und offene Fragestellungen zusammenzutragen. Die Umfrage zeigte, dass die Partner der Zusammenarbeit mit uns grundsätzlich ein recht gutes Zeugnis ausstellen, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial. Basierend darauf haben wir für die Programmphase 2025–2028 der Allianz konkrete Ziele definiert. Die Studie ist auf der Website sufosec.ch aufgeschaltet.

Weshalb rückt das Thema gerade jetzt verstärkt in den Fokus?

Zum einen hat die COVID-19-Pandemie die Notwendigkeit von lokaler Expertise und funktionierenden lokalen Strukturen aufgezeigt. Zum anderen hat die #blacklivesmatter-Bewegung weltweit ein stärkeres Bewusstsein für postkoloniale Strukturen in unseren Gesellschaften geschaffen. Diese gilt es zu durchbrechen.

Ira Amin

«Lokale Akteure wissen am besten über ihre Bedürfnisse Bescheid.»

Ira Amin, Bereichsleiterin Programme


Projektreise Jo

Lerne die Menschen hinter unseren Partnerorganisationen kennen



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