Auch in Kolumbien haben sich unsere Projektaktivitäten in den Bereichen Vorschulförderung und Berufsbildung aufgrund des Coronavirus verändert. Wir setzen alles daran, mit den Familien in Kontakt zu bleiben, ihnen wenn nötig Essenspakete zukommen zu lassen und die Ausbildungen der Tagesmütter und jungen Erwachsenen online weiterzuführen.
Einblick in den online Unterricht unserer Berufsbildungskurse
Während dem Lockdown haben Ausbildner*innen und und Sozialarbeiter*innen dafür gesorgt, dass die jungen Projektteilnehmer*innen in Medellín und Bogotá ihre Ausbildung fortsetzen können. Der folgende Video vermittelt einen Eindruck, wie der online Unterricht gestaltet wurde. Die Ausschnitte beinhalten Kurse zu sozioemotionalen Kompetenzen, Motorradmechanik-Unterricht sowie Reflexionen unserer Projektmitarbeitenden zum Thema online Unterricht. Das Video ist auf Spanisch, kann aber unter den Einstellungen unten rechts automatisch von YouTube übersetzt werden (nur bei der Desktop-Ansicht).
Auswirkungen auf die Kitas
Sämtliche Frühförderungseinrichtungen, darunter auch unsere Quartier-Kitas, wurden per Mitte März bis auf weiteres geschlossen. Das staatliche Amt ICBF, welches für die Administration der Vorschuleinrichtungen verantwortlich ist, gab bisher keine Alternativen zur Betreuung und Förderung der Kleinkinder während der Ausgangssperre bekannt. Einzig liefert es den Tagesmüttern die zugesprochenen Nahrungsmittel für die Kleinkinder weiterhin aus, welche diese durch eine Sondergenehmigung den Kindern direkt weiterleitet. Hierbei handelt es sich um die Mahlzeiten, welche die Kinder sonst in den Kitas bekommen würden. Diese Lebensmittel reichen aber nur für die Kinder und nicht für die gesamte Familie.
Die Situation in Kolumbien
Am 9. Juni meldete der Staat 23'015 COVID-19-Infektionen. Betroffen ist in erster Linie die Hauptstadt Bogotá. Die Dunkelziffer ist gross, da der Staat nicht grossflächig testet. Nach einem über zweimonatigen Lockdown gibt es nun erste schrittweise Lockerungen für die Wiederaufnahme der Wirtschaft, jedoch gelten weiterhin starke Beschränkungen des sozialen Lebens. Der landesweite sanitäre Notstand wurde bis 31.8.2020 verlängert.
In Kolumbien arbeitet über die Hälfte der Bevölkerung im informellen Sektor. Ihre Einnahmen reichen meistens nur knapp aus, um die gesamte Familie zu ernähren. Wenn ihnen diese wichtigen Einnahmen wegen der Ausgangssperre fehlen, kommen sie rasch in Existenznot. Diese Angst, sowie die Isolation treibt die häusliche Gewalt in die Höhe. Staatliche Meldestellen verzeichneten bereits nach der ersten Quarantänewoche einen Anstieg von rund 50%.
Im April verzeichnet das Arbeitslosenamt 5.4 Millionen Arbeitslose, staatliche Massnahmen zur Deckung der Erwerbsausfälle sind bisher keine bekannt. Bereits gab es in den Städten erste Plünderungen von Supermärkten. Der Regierung wird vorgeworfen, dass sie Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aus Westeuropa kopiert hat, ohne die eigenen Realitäten berücksichtigt zu haben.