Den Grossteil des Jahres begleiten die Projektleitenden von Vivamos Mejor die Projekte und Partner von Vivamos Mejor von der Schweiz. Zweimal im Jahr jedoch halten sie sich vor Ort auf, in Kolumbien, Guatemala, Honduras und Nicaragua. Während ihrer Projektreisen sprechen sie mit den Mitarbeitenden der Partnerorganisationen, Behörden und Begünstigten und tauchen in den lokalen Kontext ein.
Unsere Projektleitenden sind das Bindeglied zwischen der Schweiz und den Partnerorganisationen in Lateinamerika. Im gemeinsamen Dialog und auf der Basis der lokalen Bedürfnisse erarbeiten sie mit den Partnern die Massnahmen, Ziele und Budgets der Projekte, begleiten anschliessend die Umsetzung und prüfen die finanzielle Abwicklung. Durch die enge Begleitung sichern sie die Qualität der Projekte.
Die Projektleitenden betreuen nicht nur unsere Partner und Begünstigten, sondern stehen auch in engem Austausch mit Behörden und angewandten Forschungseinrichtungen. Damit nehmen sie zukünftige Entwicklungen vorweg und lassen diese in die künftigen Projektplanungen einfliessen. Zudem unterstützen die Projektleitenden die Partner auch in ihrer organisatorischen Entwicklung und fördern das gegenseitige Lernen zwischen den Partnerorganisationen. So stärken wir bei jedem Einsatzland eine aktive, diverse Zivilgesellschaft und verankern lokale Kompetenzen.
Kolumbien, November 2021
Bald geht's auf Projektreise nach Kolumbien – was steht auf dem Programm?
Als Projektleiterin begleitet Steffi Enssle die Bildungsprojekte von Vivamos Mejor in Kolumbien. Aufgrund der Covid-Reisebeschränkungen waren Besuche bei den Partnerorganisationen lange Zeit nicht möglich. Jetzt aber steht wieder eine Projektreise an und es wird noch besser: Steffi nimmt uns mit auf die Reise! Im Video erzählt sie, was sie erwartet in den zwei Wochen und auf was sie sich besonders freut. In der ersten Woche wird sie begleitet von der Geschäftsleiterin Sabine Maier.
Bienvenidos a Bogotá!
Wir, Steffi und Sabine, sind nach 16 Stunden Reise in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá gelandet. Es fühlt sich besonders an, wieder kolumbianischen Boden unter den Füssen zu haben: Es ist für uns beide die erste Projektreise seit Beginn der Covid-19-Pandemie, die solche Reisen zeitweise verunmöglicht hatte. Am Zoll ist Geduld gefragt, bevor wir sonntagnachts um 23 Uhr müde ins Hotelbett kippen.
Zu Besuch bei «Las Alpinitas» hoch über Bogotá
Wir werden von unserer Partnerorganisation abgeholt und fahren nach Soacha. Wie üblich stehen wir dabei im Stau und Smog: Das Verkehrssystem in Bogotá kollabiert regelmässig, stundenlange Anreisen innerhalb der Stadt sind Alltag für Projektmitarbeitende und Begünstigte.
Wir besuchen eine Kinderkrippe, die dank unserer Qalitätsverbesserung weiter bestehen kann. Die Kita «Las Alpinitas» ist hoch über der Stadt gelegen und besteht bereits seit 27 Jahren. Mutter und Tochter kümmern sich hier um die Kinder aus der Gegend. Als wir ankommen, ist gerade Znüni-Zeit. Aufgrund der Covid-Massnahmen ist heute nur die Hälfte der Kinder anwesend, morgen sind dann die anderen dran.
Auch im Zentrum Bogotás ist die Pandemie spürbar: Im Stadtteil Galerías begegnet uns eine riesige Menschenschlange, die einmal um das ganze Einkaufszentrum führt – die Menschen stehen an für die Impfung.
Ein langer Tag mit spannenden Treffen
Danach folgen Verhandlungen mit der für die Kita-Finanzierung zuständigen Behörde. Mitarbeitende der Secretaría de Educación und unserer Partnerorganisation Apoyar berichten uns, wie das Vorschul- und Primarstufensystem funktioniert, welche Herausforderungen die Pandemie generiert hat und wo die grossen Lücken sind, die der Staat nicht schliessen kann.
Blick in die Berufsbildungs-Labore des SENA
Am nächsten Tag besuchen wir ein Zentrum des Berufsbildungsinstituts SENA und führen spannende Gespräche über Zukunftsberufe, beispielsweise im digitalen Bereich, und darüber, wie die Jugendlichen in unserem Berufsbildungsprogramm für solche Berufe fit gemacht werden können. Anschliessend besuchen wir ein weiteres Berufsbildungsinstitut in Paloquemao, mit dem wir im Rahmen unseres Berufsbildungsprojekts
zusammenarbeiten und tauschen uns mit Projektbegünstigten aus.Auf den Bildern sind verschiedene Berufsbildungs-Labore zu sehen: Hier lernen die Auszubildenden den Umgang mit Virtual Reality oder die Herstellung von medizinischen Protesen. Die Labore sind mit den neusten technischen Geräten ausgestattet und wir sind beeindruckt, wie nah am Puls der Zeit das Institut arbeitet.
Im stockenden Verkehr geht’s zurück nach Bogotá.
Pause
Nichts geht über einen Moment an der frischen Luft zwischen verschiedenen Sitzungen!
Im Sala de reuniones unseres Partners
Heute ist Bürotag: Am Morgen treffen wir unsere zweite Partnerorganisation Volver a la Gente, klären offene Fragen der Zusammenarbeit und Finanzielles.
Den Nachmittag verbringen wir im Sitzungszimmer des Partners Apoyar und lernen die neuesten Zahlen zur Armuts- und Bildungsentwicklung von Soacha kennen...und wir essen leckeren Kuchen und feiern den Geburtstag einer langjährigen Mitarbeiterin – auch das gehört dazu.
An der Universidad de los Andes
Derzeit entsteht eine neue Studie, welche die mittelfristige Wirkung unseres Berufsbildungsansatzes auf das Einkommen, den Bildungsstand und die persönliche Entwicklung der Jugendlichen misst. Durchgeführt wird die Studie von der Universität Lausanne in Zusammenarbeit mit der Universidad de los Andes in Bogotá. Wir besuchen den lokalen Forschungsleiter.
Was sind meine Stärken?
Wir besuchen ein für Vivamos Mejor neues Projektgebiet in Bogotá namens Suba und lernen in einem Anlaufzentrum für interne Flüchtlinge die aktuellen Herausforderungen kennen.
In Suba bereitet unsere Partnerorganisation Volver a la Gente Jugendliche auf die Zulassung zum staatlichen Berufsbildungsinstitut SENA vor. Wir dürfen einem Workshop beiwohnen: In diesem dreht sich alles um die Stärken der Jugendlichen – vielen ist nämlich nicht bewusst, was sie eigentlich gut können. Dabei ist zu wissen, welche Stärken man hat, eine wichtige Grundlage für den Übertritt ins Berufsleben und stärkt auch das Selbstbewusstsein. In einem zweiten Schritt werden die Jugendlichen dann von Psychologinnen und Sozialarbeitenden bei ihrer Bewerbung für das SENA unterstützt.
Friedenspädagogik in Medellín
In der zweiten Woche geht es für mich, Steffi, alleine weiter nach Medellín, während Sabine mit einem Airline-bedingten Tag Verspätung zurück in die Schweiz fliegt.
In Medellín nehme ich an einem Workshop teil: Jugendliche setzen sich damit auseinander, was Frieden für sie und die Gesellschaft bedeutet und welchen Beitrag sie leisten können. Die Hälfte der Teilnehmenden sind Opfer oder Vertriebene des Konflikts. Dann lerne ich die lokale Niederlassung der Partnerorganisation kennen.
Bessere Arbeitsbedingungen für Näherinnen
Ich besuche eine Näherei, in der Projektteilnehmerinnen unseres Berufsbildungsprojekts in Medellín eine Anstellung gefunden haben. Unsere Partnerorganisation arbeitet mit verschiedenen Firmen im Kleidersektor zusammen, allerdings haben die Firmen in diesem Sektor häufig den Ruf, schlechte Arbeitsbedingungen zu bieten. Deshalb überprüft unser Partner sehr genau, wohin die Ausgebildeten vermittelt werden, schult die Führungskräfte im Umgang mit den Jugendlichen und fördert die Vernetzung der Angestellten untereinander.
Pflegen lernen im Schulungskrankenhaus
Der letzte Besuch auf dieser Projektreise steht an: Er führt mich in ein Übungs-Krankenhaus des Berufsbildungsinstituts SENA. Hier lernen Auszubildende aus pflegerischen Berufen in einer realitätsnahen Umgebung, wie sie beispielsweise eine Geburt richtig begleiten, Blut abnehmen oder schwer Erkrankte pflegen.
Und dann heisst es schon wieder Abschied nehmen
Beeindruckt von der Arbeit unserer Partnerorganisationen in Kolumbien, fliege auch ich wieder zurück in die Schweiz. Dort ist das nächste digitale Meeting mit den Mitarbeitenden in Kolumbien bereits geplant.
Bild: Nach dem Workshop zur Friedenspädagogik in Medellín.