Illustration Wetter-Monitoring

Sommer News 2023

Sommer News 2023

Wenn auf alte Bauernregeln kein Verlass mehr ist, schaffen lokale Wetterdaten Klarheit

In unseren SOMMER NEWS sprechen wir über das Wetter. Eines können wir Ihnen aber versichern: Wir führen keinen Smalltalk. Denn für die Kleinbauernfamilien in unseren Projektgebieten in Zentralamerika ist es eine existenzielle Frage, ob es regnen wird oder nicht. Mit dem Klimawandel verändert sich ihre Lebensrealität. Damit sie sich besser vor dessen Folgen schützen können, bauen wir gemeinsam mit unseren Partnern ein partizipatives Klima-Monitoring auf. Welche zentrale Rolle darin den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zukommt, erfahren Sie in unseren SOMMER NEWS.



Für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Zentralamerika stellt die Veränderung von Regen- und Trockenzeiten aufgrund des Klimawandels eine besondere Herausforderung dar. Zu Beginn jedes Anbauzyklus stellen sie sich die entscheidende Frage: «Wann ist der beste Zeitpunkt zum Säen?» Während sich Bauernbetriebe in der Schweiz an lokalen Wettervorhersagen orientieren können, stehen solche beispielsweise in Honduras nicht zur Verfügung. Das heisst, der Wetterbericht, der die aktuelle Lage schildert, ist für die trockene Südküste weitgehend derselbe wie für das bergige Mittelland. Die Kleinbauernfamilien greifen daher auf lokale Erfahrungswerte zurück, die über Generationen weitergegeben wurden. Lange ging das gut, da sich die Niederschlagsmuster kaum veränderten. Jetzt, wo der Regen mal früher, mal später einsetzt, verlieren die alten Bauernregeln an Gültigkeit. Eine neue Orientierung können lokale Wetterdaten bieten.

«Die Wetterdaten sind für uns Kleinbauern ein grosser Mehrwert. Denn in der Aussaatzeit müssen wir wissen, wie das Wetter in den vergangenen Monaten war, ob wir mehr Regen oder Trockenheit hatten. Diese Informationen können wir mit allen teilen, die sie brauchen.»
Miguel Aguilar, Kleinbauer und Wetterbeobachter in La Masica, Honduras

«Das Erste, was ich jeden Tag nach dem Aufstehen mache, ist den Niederschlag abzulesen. Und dann notiere ich das ins Protokollheft», erzählt Miguel Aguilar, der einen kleinen Bauernhof in der Gemeinde La Masica im Norden von Honduras betreibt. Auf seinem Grundstück steht eine Regenmessstation, denn Miguel ist Wetterbeobachter im Projekt von Vivamos Mejor. Er weiss: Damit die Pflanzen auf seinen Feldern gut gedeihen, benötigen sie ausreichend Wasser.

Das klingt zunächst einfach. Doch Pflanzenarten reagieren unterschiedlich auf Trockenheit und nicht jeder Boden speichert Wasser gleich gut. Während Dürren den Ackerboden derart austrocknen können, dass die Ernte gering ausfällt oder ausbleibt, können heftige Regenfälle wertvollen Boden wegspülen, sodass für eine gewisse Zeit nichts mehr auf dem Acker wächst. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Zentralamerika leben in einer Region, die gemäss Weltorganisation für Meteorologie schon heute zu den am meisten vom Klimawandel betroffenen der Welt gehört und wo dessen Folgen künftig noch heftiger ausfallen sollen. Das bedeutet: noch mehr anhaltende Dürren und Regenfälle, zerstörerische Hurrikans und Waldbrände, noch weniger Ernteerträge und Einkommenssicherheit.

Seit 2018 bauen wir deshalb gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in Guatemala, Honduras und Nicaragua sowie einem Forschungsinstitut ein partizipatives Klima-Monitoring auf. In einem ersten Schritt bildeten die Projektteams Kleinbäuerinnen und -bauern zu Wetterbeobachtenden aus: Diese lesen täglich an Regenmessern auf ihren Grundstücken den Niederschlag ab und leiten die Daten einmal im Monat an unsere Partnerorganisationen weiter. Bis heute wurden 21 solcher Regenmesser und 8 automatisierte Wetterstationen installiert. Auf Basis der gesammelten Daten erstellen die Projektteams Wetterreports, die sie mit den Dorfgemeinschaften über soziale Medien oder auch am Schwarzen Brett des Gemeindehauses teilen.

Diese Informationen seien für ihn und seine Gemeinschaft ein grosser Mehrwert, sagt Miguel: «In der Aussaatzeit müssen wir wissen, wie das Wetter in den vergangenen Monaten war, ob wir mehr Regen oder Trockenheit hatten.» Das Wetter-Monitoring ist erst der Anfang in Richtung Anpassung an den Klimawandel. In einem nächsten Schritt wird es darum gehen, zu dokumentieren, wie sich die in den Projektgebieten wirtschaftlich wichtigsten Kulturpflanzen Kaffee, Kakao, Mais und Rambutan unter den veränderten Klimabedingungen verhalten. Denn nur mit verlässlichen lokalen Wetterdaten und fundiertem Wissen können die Kleinbäuerinnen und -bauern in Zentralamerika ihre Nutzung von Wasser-, Wald- und Bodenressourcen so anpassen, dass sie ihnen auch in Zukunft eine Existenzgrundlage bieten.



Joachim Jung

Inside Vivamos Mejor mit Joachim Jung



Nachhaltige Anbaumethoden

... indem wir Kleinbauernfamilien beraten, wie sie mittels nachhaltiger Anbaumethoden ihre Felder gegen Schädlinge und extreme Wetterereignisse schützen können.

... indem wir ländliche Gemeinschaften darin schulen, lokale Auswirkungen des Klimawandels zu dokumentieren, um künftig fundierte Anpassungsstrategien entwickeln zu können.

Wetter-Monitoring

Sensibilisierung

... indem wir breite Bevölkerungsschichten für die Zusammenhänge zwischen Wald, Wasser und Wetter sowie die Bedeutung des Ressourcenschutzes für ihre Lebensgrundlagen sensibilisieren.