Paola und Mariela, die Pandemie hat auch im vergangenen Jahr das zwischenmenschliche Leben in Kolumbien stark eingeschränkt. Wie hat sich das auf eure Projektarbeit ausgewirkt?
Paola: Es war eine grosse Herausforderung, während des Lockdowns den Kontakt zu den jungen Menschen aufrechterhalten und ihnen in dieser unsicheren Zeit Unterstützung zu bieten. Wir haben dafür eine virtuelle «Zuhör-Plattform» eingerichtet, sprich die Projektteilnehmenden erhielten telefonisch oder per WhatsApp emotionale Unterstützung oder psychosoziale Begleitung. Auch die Ausbildung in der Friedenspädagogik mussten wir virtuell durchführen, was uns pädagogisch herausforderte. Neben Videos nahmen wir auch Podcasts zu den Inhalten des Friedensabkommens und seiner Bedeutung auf.
Mariela: Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl sind die Basis, damit die Jugendlichen während allen Phasen des Ausbildungs- und Berufseinstiegsprozesses engagiert dranbleiben. Diese Basis mussten wir über die sozialen Netzwerke, Messengers und während virtuellen Gruppentreffen aufbauen. Es gelang uns dank der individuellen und gruppenbezogenen psychosozialen Unterstützung durch das Projektteam.
Hatte die Pandemie auch positive Nebeneffekte?
Mariela: Durch die Notwendigkeit, virtuell zu arbeiten, konnten die jungen Projektteilnehmenden ihre Kompetenzen im Umgang mit Kommunikationstechnologien stärken. Dadurch verbesserten sie auch ihr Berufsprofil, was sich positiv auf ihre Suche nach einer Arbeitsstelle auswirkte. Bei den Arbeitgebenden sind diese digitalen Fähigkeiten zunehmend gefragt.
Die Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der damaligen FARC-Guerilla jährte sich 2021 zum fünften Mal, doch die Umsetzung verläuft schleppend. Ihr wart beide selbst Teil der Friedensbewegung – welchen Einfluss hat das auf eure Arbeit?
Paola: Es hat einen grossen Einfluss! Nicht nur, weil ich an der Umsetzung des Abkommens mitgearbeitet habe, sondern auch, weil mein gesamtes privates und berufliches Leben mit der Friedensförderung verbunden war und ist. In einem Land wie Kolumbien kannst du nicht gleichgültig sein. Deshalb engagieren wir uns bei Volver a la Gente seit 15 Jahren für die Wiederherstellung der Rechte der Opfer des bewaffneten Konflikts, beispielsweise über die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.
Mariela: Genau, das vorrangige Interesse unserer Organisation ist, zum Aufbau eines dauerhaften Friedens in Kolumbien beizutragen. Wir haben hierfür ein Modell der psychosozialen Begleitung entwickelt, das auf nationaler Ebene anerkannt ist.